Moin erstmal!
Ich bin in diesem Forum bestimmt durch meine penetrante Fragerei aufgefallen - und ich danke euch allen für eure Hilfe. Ich habe in den zwei Monaten, in denen ich Gentoo bentutzt habe wirklich eine Menge über Linux gelernt und finde Gentoo nach wie vor SUPER!!!
Nun war ich aber letztens gezwungen mein System neu aufzusetzen. Zunächst kam natürlich wieder einmal nur Gentoo in Frage. Aber als es schon von Anfgang an wieder Ärger gab, der Kernel aus irgendwelchen Gründen nicht booten wollte, die Services nicht richtig initialisiert wurden oder weiß der Geier was sonst, habe ich mich schweren Herzens(!!!) dazu entschieden mal etwas neues auszuprobieren, in der Hoffnung, dass ich in Zukunft weniger Ärger haben würde.
Ich hab mich für Arch Linux entschieden. Ich will hier keine Schleichwerbung betreiben, aber Arch Linux IST definitiv eine Lösung, die Gentoo in vielen Dingen recht nahe kommt und gleichzeitig etwas einfacher zu handhaben ist. Tatsache ist, dass es ebenfalls ein sehr schlankes Basissystem besitzt, dass in der Tat sehr flott läuft. (Zwar nur auf i686, darauf ist es aber auch optimiert). Es hat einen ncurses-installer, mit dem ein Gentoo-Benutzer das Basis-system praktisch ohne vorher das Handbuch gelesen zu haben in 20 Minuten aufgesetzt hat (wobei man auch die Möglichkeit hat, sich von anfang an einen Per-Hand-Kernel selber zu machen). Die Installations-CD bietet auch die Möglichkeit parallel zum Installer in weiteren VTs irgendwelche weiteren Aktionen durchzuführen (zB. Externe Medien mit zusätzlichen Paketen mounten)
Danach bringt man mit "pacman -Suy" das Sysem und die Paktelisten bequem auf den neusten Stand. Die Konfiguration erledigt man größtenteils auch durch Textdateien, die denen von Gentoo sehr ähnlich sind (fstab, menu.lst für Grub, rc.conf, inittab, xorg.conf, usw.) - man hat also durchaus alles unter Kontrolle. Außerdem bietet Arch ein sehr nützliches Tool script an ("hwd"), welches die Hardware erkennt und jedem Gerät (sofern nötig) das passende Kernel-Modul zuordnet - es kann sogar als Hotplug-Ersatz dienen (das spart ungefähr 10 Sekunden Boot-Zeit).
Danach kann man dann installieren alles installieren, was man zusätzlich braucht. Bei mir war das natürlich X.org, Nvidia-Treiber, Openoffice und KDE, das ich nun auch mal ausporbieren wollte.
Es gab zwar einige Komplikationen bei der einrichtung von xorg.conf, aber das lag an mir (ich hatte die Option "RenderAccel" aktiviert, was bei den neuen Nvidia-Treibern zu ständigen Lockups führt).
Nun habe ich das System seit drei Tagen am laufen, und ich muss sagen: ich bin genauso beeindruckt, wie ich es am Anfang von Gentoo war. Alles läuft sehr reibungslos und vor allem: FLÜSSIG. Ich konnte es eigentlich auch nicht glauben .. obwohl ich kein einziges Paket selber kompiliert habe fährt mein System schneller hoch als Gentoo es jemals tat und KDE läuft flüssiger als mein altes Gnome es je tat - obwohl es ja eigentlich andersherum sein sollte.
Das heißt jedoch nicht, dass es keine Möglichkeit gäbe, auf einfache weise Pakete selber bauen und an sein System anpassen könnte, dafür gibt es das "automatic build system", mit dem man (ähnlich den BSD-"Ports") die Pakete erst runterladen und bauen lässt, um sie danach mit pacman zu installieren.
Ich will hiermit nicht sagen, dass Arch perfekt wäre. Pacman hat längst nicht so viele Funktionen wie Portage, die offiziellen Repos sind bei weitem nicht so groß wie die von Gentoo .. und durch die fehlenden USE-Flags kann man das ein oder andere Paket vielleicht nicht auf Anhieb GENAU so haben wie man es wil, was jedoch nicht heißt, dass dies unmölich wäre...
Ich will hier echt niemanden in seinem berechtigten Gentoo-Stolz kränken, aber Arch Linux ist es sicher wert, einmal angeschaut zu werden - vor allem von solchen, die die ewige Kompiliererei leid sind und ein System haben, dass sich schnell und sauber installieren lässt, ohne gleich alles zuzumüllen und dabei auch noch fabelhaft läuft - meinem Empfinden nach sogar schneller als Gentoo.
Zusammengefasst die Vor- und Nachteile von Arch Linux gegenüber Gentoo:
PRO:
- schnelle, recht schmerzlose Installation
- schlankes Basissystem - muss nicht erst kompieliert werden, wahl zwischen Standard und
Custom-Kernel
- Konfiguration kann auch stark angepasst werden
- man hat mit Pacman stets die Wahl auf i686 optimierte Binaries zu installieren
- ABS bietet eine recht gute Alternative zu emerge
- hwd: Tool zur Hardware-Erkennung
CONTRA:
- keine USE-Flags, dadurch Anpassung von Paketen unter Umständen schwieriger
- kleinere Software-Auswahl (wächst allerdings)
- keine ausgereifte Dokumentation - für Gentoo-User allerdings kein Problem, da vieles ähnlich
funktioniert
- Pacman mit etwas weniger Funktionen als emerge
Arch ist eine ausgesprochne "KISS"-Distro. Wer sich interessiert kann hier Seiten weiterlesen (siehe auch Links)
http://de.wikipedia.org/wiki/Arch_Linux