Wenn Du FreeBSD austesten willst, dann würd ich noch ein wenig warten, bis 7.2 draußen ist. Von FreeSBIE kann ich insofern nur abraten, als daß das Teil noch auf FreeBSD 6.2 aufbaut. Falls Du also irgendetwas mit "mal kurz Flash ausprobieren" vorhast, kannste damit knicken. Zudem wurde unter AFAIK der 7er Version der Scheduler ordentlich überarbeitet. Das System dürfte also ein wenig performanter sein als die Vorgängerversionen. Man munkelt sogar, daß das Teil den CFS von Linux glatterdings rechts überholt.
FreeBSD habe ich bisher noch nicht eingehend getestet, obwohl ich das Konzept recht ansprechend finde - vorallem die Technik des Jailings, was es ja so unter Linux nicht gibt, ist äußerst interessant. Allerdings habe ich das Gefühl, daß
hier unter Linux die Musik spielt und man "drüben" warten darf, bis die entsprechenden Pakete ankommen. Gut, man hat ja auch noch die "Linuxkompatibilitätsschicht"; aber warum dann nicht beim "Original" bleiben?
Wobei, was Wireless-Support angeht, sollen die unter den *BSDs garnicht mal so übel ausgestattet sein.
Das ist jetzt zwar ein bisschen viel "Hörensagen", aber das kann ich Dir zu BSD sagen
Allerdings kann ich Dir zu Archlinux einiges sagen. Ich nutze es seit knapp etwas mehr als einem Jahr. Wenn Du von Gentoo kommst, wirst Du Dich sehr schnell heimisch fühlen - die Interna eines Linux-Systems dürften Dir ja vertraut sein
Archlinux macht vorallendingen Spaß! Warum? Weil es so herrlich unkompliziert ist. Das KISS-Prinzip ist wirklich konsequent und bis ins Detail verwirklicht. Das ganze fängt schon mit dem BSD-Style-Init-System an. Zentral ist hier die /etc/inittab. Dort kannst Du alles notwendige für den Start festlegen. Runlevel, Anzahl der zu startenden Konsolen, Loginmanager, fertig!
Wenn Du an den Startskripten etwas ändern willst
/etc/rc.sysinit ist das grundlegende Startupskript.
Die hauptsächliche Konfiguration des Systems erledigst Du über die
rc.conf (die beim Systemstart von den Initskripten einfach geparsed wird). Die Datei ist recht selbsterklärend aufgebaut:
$OPTION = $AUSWAHL bzw. $OPTION="$AUSWAHL"
Will ich die Locale ändern:
|
Quellcode
|
1
|
LOCALE="de_DE.UTF8"
|
fertig!
Unter
MODULES legst Du alle zu ladenden Kernelmodule fest.
hwdetect --modules nimmt Dir die Arbeit ab, und Du erhälst eine fertige Zeile als Ausgabe, die Du so in die rc.conf eintragen kannst (für diejenigen, die zu faul sind mit lsmod und awk rumzuwurschteln *hehe*).
In der Networking-Sektion tätigst Du alle Netzwerkeinstellungen (neben /etc/resolv.conf und anderen versteht sich). Mit NETWORKS($NETZWERKE) und dem
net-profiles-Daemon kannst Du bequem mehrere Netzwerkprofile (bspw. für WLAN interessant) verwalten.
Und letztendlich unter DAEMONS legst Du die zu startenden Daemons fest.
Interessant ist auch die Semantik von "!" bzw. "@". Mit dem Ausrufezeichen kannst Du in der Modulsektion festlegen, welches Kernelmodul
nicht geladen werden soll, resp. in der Daemons-Sektion, welcher Daemon
nicht ausgeführt wird.
Mit dem @-Zeichen legst Du im Abschnitt für Daemons fest, daß die so markeirten Dienste im Hintergrund gestartet werden sollen.
Auch ohne selbsgebautem Kernel kannst Du mittels dieses simplen Init-Systems die Startzeit auf ca. 15s herunterschrauben - was ich sehr angenehm finde
Als Paketmanager ist
pacman im Einsatz. Ein recht ordentliches Teil, allerdings arbeitet pacman derzeit noch ohne Paketsignaturen. Ansonsten steht es bspw. Aptitude in kaum etwas nach - ist aber bedeutend schneller!
Zu Pacman gibt es noch ein Frontend namens "yaourt", welches vorallem für die Software aus dem AUR=Arch User Repository interessant ist. So kann man bequem die Softwareinstallation aus den Standardrepositorien und dem AUR vornehmen; yaourt fragt Dich dann, welche Version Du haben möchtest, ob Du das PKGBUILD noch verändern willst, etc.
An Repos gib es
core, community, extra und testing. Die kannst Du über die gewöhnliche Paketverwaltung anwählen; wobei: testing muß man erst "freischalten".
Daneben gibt es das AUR, wo man lediglich PKGBUILDs erhält, also keine fertig kompilierten Pakete, sondern
lediglich "Bauanleitungen" für
makepkg.
Makepkg parst das PKGBUILD-File, lädt ggf. notwendige Abhängigkeiten (sofern möglich) herunter und baut Dir ein Paket ".tar.gz" (ist das Paketformat unter Arch), welches Du leicht mit
|
Quellcode
|
1
|
pacman -U $Paketname
|
installieren kannst. Manchmal ist es auch nötig, Abhängigkeiten manuell, d.h. durch andere Pakete aus dem AUR, zu bauen (bspw. für Zattoo brauchst Du Xulrunner 1.8 - was es nur noch im AUR gibt). Allerdings gibt es keine(!) Updatefunktion für die Pakete aus dem AUR - also da ist Handarbeit gerfragt.
PKGBUILDS bilden auch die Grundlage für das ABS=Arch Build System. Mit dem ABS erhälst Du die Möglichkeit, auch selbstkompilierte Pakete zu erstellen. In der Datei /etc/makepkg.conf kannst Du dann nach Gentoo-Art Deine Compilerflags hinterlegen (gut, wenn man unter Gentoo schonmal die Safe_CFlags gesehen hat
).
Unter /var/abs findest Du dann die einzelnen Verzeichnisse und in den entsprechenden Unterverzeichnissen findest Du dann die PKGBUILDS. Diese kopiert man in anständiger *nix-Manier in sein Homeverzeichnis (ich hab mir Ordner für ABS bzw. AUR angelegt). Dort führst Du dann
|
Quellcode
|
1
|
makepkg -s
|
aus und kompilierst das Paket mit Deinen Compileroptionen. Willst Du darüberhinaus weitere Anpassung á la Gentoos-USE-Flags vornehmen, kannst Du das im PKGBUILD-Skript im Bereich "build()". Dort kannst Du das .configure mit entsprechenden Optionen aufrufen.
|
Quellcode
|
1
|
./configure --help
|
verrät Dir ja, was das Paket akzeptiert. Das ist zwar nicht ganz das gleiche wie die USE-Flags, aber eine gute Annäherung.
Ansonsten ist Arch recht schnell, da i686 optimiert, schlank (enthält wesentlich weniger Ballast als bspw. Ubuntu), schnell installiert (reine Installationszeit liegt bei 'ner halben Stunde, wenn man die Downloadzeiten für die Pakete und "Verschönerungsmaßnahmen" wie Desktophintergrund suchen etc. außen vorläßt) und eben einfach (wenn man Gentoo kennt). Das PKGBUILD-System ist schnell zu erlernen (und für mich wesentlich einfacher zu verstehen als das im Verhältnis kryptische .ebuild-System). Sehr Aktuell sind die Jungs darüberhinaus auch noch. Auf jeden Fall lohnt sich ein Blick zu KDEMod, einer aufgebohrten KDE-Version (zumindest die 3er Version war unschlagbar schnell - jetzt nutze ich GNOME).
Arch ist zwar nicht so feingranuliert aufgebaut wie Gentoo, dafür aber wesentlich schneller zu erlernen und selbst zu modifizieren. Viele Umsteiger sagen auch, Arch sei "Gentoo ohne ständiges kompilieren". Naja: fast
Ebenso wie Gentoo ist Arch ein RR-System. Die Qualität der Pakete ist durch die Bank weg sehr gut. Daß man sein System zerschießt, ist so gut wie ausgeschlossen. Es gab jüngst eine kleine Diskussion, da das Paket "soprano" plötzlich OpenJDK in die Abhängigkeiten mit aufgenommen hat, was natürlich nicht Sinn der Sache ist. Aber Unstimmigkeiten bei den Paketbauern gibt es überall.
Die Community ist auch auf Zack - allerdings bevorzuge ich die englische gegenüber der Deutschen Community, was aber wohl Geschmackssache ist.
Und zum Schluß noch ein Wort zum Installer - ja, Arch hat wenigstens einen
Der Installer ist ein netter ncursesbasierter Leitfaden, wo Du mit einigen wenigen Angaben Dein Grundsystem schnell bauen und konfigurieren kannst. Anschließend hast Du ein funktionierendes Linux, welches Du dann um X und die von Dir bevorzugte DE erweitern kannst. Mit
hwd erhälst Du ein kleines Tool an die Hand, welches Dir schnell aus der verfügbaren Hardware eine funktionierende xorg.conf zusammenzimmert - gut im Zeitalter von X-Server 1,5/1.6 nicht mehr so spannend, aber dennoch nett!
Also alles in allem ein sehr schönes, durchdachtes Linuxsystem!
Nachtrag: Solltest Du einmal ätere Paketversionen benötigen, kannst Du bequem im SVN-Zweig browsen, Dir das entsprechende PKGBUILD und die Konfiguration herunterladen und das Paket (nach)bauen.