Hm, das ist ein schwieriges Thema.
Es fällt immer schwer, dazu etwas gescheites zu sagen.
Es fallen einem dann immer tausend "gute Ratschläge" ein, die man selbst irgendwo aufgeschnappt hat, die man von Eltern gehört hat etc. Der Tod ist immer etwas, das aus dem Rahmen fällt.
Bei den alltäglichen Geschehnissen sagt man dann oft -ohne eigentlich darüber nachzudenken- »Hey, Kopf hoch!« oder irgendwelche anderen gedankenlosen Durchhalteparolen.
Aber: Die Trauer geht erstmal nicht vorbei. Und gerade, wenn jemand stirbt, wo man es nicht erwartet, sitzt der Schock darüber unglaublich tief. Wenn jemand nach langer Krankheit stirbt, so hat man meist Zeit, sich voneinander zu verabschieden; zwar ist das unvermeidliche immer noch schwer zu verstehen - denTod kann man nicht verstehen. Auf diese Weise voneinander zu gehen ist ebenso mit tiefer Trauer verbunden; aber man wird sozusagen darauf vorbereitet.
Anders, wenn einen das Leben sozusagen auf dem falschen Fuß erwischt, wenn jemand aus dem Freundes- oder Bekanntenkreis oder gar jemand aus der Familie stirbt. Dann kommt zu der Trauer meist das Gefühl, daß etwas unerledigt geblieben ist. Wenn jemand plötzlich stirbt, ist es manchmal wie mit einem guten Buch, daß man gerne liest - wo aber die Geschichte mittendrin aufhört, weil die Seiten fehlen, die Seiten wo die Geschichte eigentlich hätte weitergehen sollen. Man hat dann das Gefühl, daß einem die Zeit mit dieser Person gestohlen worden sei. Vielleicht hat man sich noch am Tag zuvor gesehen, oder kurz vorher, und dann - dann steht man plötzlich allein da.
Von einem Moment auf den anderen ist man allein, allein mit seinen Gefühlen, mit seiner Trauer.
Wenn Du Dich fragst, wie Du mit der Situation umgehen sollst, so fallen einem tausend Tips, Ratschläge und Floskeln ein - aber ich denke, das ist es nicht, was Dir unbedingt weiterhilft. Wenn Du das Bedürfnis hast, Dich jemandem mitzuteilen -und sei es auch nur, die von Dir angesprochene Telefonseelsorge- so solltest Du das ruhig tun; auch wenn die andere Seite -so wie hier- mehr oder minder anonym ist.
Ich weiß nicht, bist Du ein gläubiger Mensch?
Wäre ich einer, so könnte ich Dir etwas von der Kraft des Glaubens erzählen; so muß ich leider an dieser Stelle passen. Und ich hielte es deshalb auch nicht für ratsam, Dir von etwas zu erzählen, woran ich selbst nicht glaube.
Wenn Du allerdings ein gläubiger Mensch bist, so wäre es vielleicht ganz gut, wenn Du mit jemandem
aus der Gemeinde darüber sprichst. Ich weiß vom Priester aus meinem Heimatort, daß der auch zu den unmöglichsten Zeiten für seine Gemeinde da ist.
Im Prinzip stehe ich mit leeren Händen da, und es fällt mir ehrlich gesagt schwer etwas passendes zu sagen.
Einen Rat, Tipp oder wie auch immer möchte ich Dir geben: Besuche die Trauerfeier.
Es ist zwar wie Du sagst, eine Feier des Abschieds -und von daher nicht leicht- aber ich denke, daß Du es im Anschluß für wichtig empfunden haben wirst, dort gewesen zu sein.
Du erweist der Frau wie man sagt "die letzte Ehre"; aber nicht nur das. Du hast dort auch die Gelegenheit, die Eltern -mit denen Du Dich, wie Du sagst- gut verstehst, zu sehen. Damit zeigst Du ihnen, was Dir an ihr gelegen hat. Dort kannst Du auch ihnen beistehen und die Trauer mit ihnen teilen.
Auch wenn sie es in dem Moment nicht zeigen können, werden sie dennoch dankbar sein, daß Du gekommen bist. Dort könnt ihr Abschied nehmen - gemeinsam.